Nachruf: Fritz Currle – Gründer des Weinbergs
Fritz Currle – Der Vater des Hamburger Weinbergs
Ein Mann, der bewiesen hat: Wenn der Süden in den Norden zieht, kann Großes wachsen – und manchmal sogar Wein.
Seine Idee vom Hamburger Weinberg begann, wie alle großen Ideen beginnen: als harmloser Gedanke, der beim dritten Glas Trollinger plötzlich sehr plausibel klingt. „Warum eigentlich nicht?“, soll er gesagt haben, und wer ihn kannte, weiß: Wenn Fritz einmal Warum eigentlich nicht? sagte, dann war das Schicksal bereits besiegelt und das Projekt hatte begonnen.
Mit einer unbeirrbaren Mischung aus Weinwissen, Lebensfreude und schwäbischer Sparsamkeit überzeugte er die nordlichternede Hamburger Bürgerschaft davon, dass auch an der Elbe Trauben reifen können.
1995 war es dann soweit. Zum 10-jährigen Jubiläum des Stuttgarter Weindorf in Hamburg wurde der erste Satz Rebstöcke am Stintfang gepflanzt – 50 Stück anfangs. Fritz war dabei nicht nur der Ideengeber – er war stets praktisch tätig: Er pflanzte mit, er betreute, er ließ sich über Jahre nicht vom norddeutschen Klima abschrecken. „Wenn Hamburg zu kalt ist, machen wir’s eben richtig“ zitierten ihn die Stuttgarter Nachrichten.
Geboren in Stuttgart, stammt er aus einer Weinbaufamilie, die seit 1625 Weinbau betreibt. Fritz kam mit jener schwäbischen Mischung aus Fleiß, Dickkopf und Cleverness zur Welt, die man so braucht. Früh war er Mitglied der CDU in Stuttgart, ab der Gemeinderatswahl 2004 sogar Mitglied im Gemeinderat der Stadt.
1978 sicherte er sich im Rahmen des Weindorfs in Stuttgart gleich zwei Lauben – und kombinierte früh Weinbau mit Veranstaltung.
Gezeichnet von Krankheiten hielt er dem Hamburg Weinberg immer die Treue, selbst die Neuanpflanzungen 2022 nahm er noch selber mit Unterstützung der Stintfang Winzer vor.
Fritz Currle ist Anfang Juli 2024 im Alter von 80 Jahren in Baden-Württemberg verstorben.
Wir vermissen ihn sehr.
Heute, wenn der Wind über den Hamburger Weinberg streicht und die Blätter leise rascheln, könnte man fast meinen, man hört ihn lachen. Dieses zufriedene, verschmitzte Lachen eines Mannes, der es geschafft hat, den Norden zum Blühen zu bringen – mit schwäbischem Herz, hanseatischem Charme und einer Rebe, die alles überdauert.
Sein Engagement für den Weinberg am Stintfang brachte ihm den Spitznamen „Nordwein-Pionier“ ein. So isch recht.